(Ein Artikel, der am 13.2.2012 in den "Salzburger Nachrichten" veröffentlich wurde.)
In der Yogawelt ist durch die Diskussion der gesundheitsschädlichen Wirkungen Verunsicherung eingetreten. – Eine Chance, einiges richtig zu stellen.
Yoga ist viel mehr als körperliche Positionen oder Abfolgen. Yoga ist ein ganzheitliches Konzept, in dem die Verbindung von Bewegung (asana), Atemübungen (pranayama) und Meditation (dhyana) die Basis bildet. Durch die Übung dieser Grundpfeiler erzielen wir bessere Konzentration, Selbstwahrnehmung, Stabilität, Wachheit, Flexibilität. Die gute Nachricht: Um diese Wirkweisen zu erfahren, müssen wir keine spektakulären Körperhaltungen praktizieren.
Aus langjähriger Unterrichtserfahrung kann ich bestätigen, dass akrobatische und extreme Dehnpositionen dem Körper schaden. Natürlich können sich zum Beispiel Jugendliche, sportive Menschen oder Tänzerinnen und Tänzer gerade für solche asanas begeistern. Die meisten KursteilnehmerInnen bringen diese Voraussetzungen jedoch nicht mit. Sie kommen mit Rückenschmerzen, einem verspannten Nacken oder wollen beweglicher werden.
Falsche Dogmen: Diesen Menschen zu vermitteln, dass Yoga die Beherrschung des Lotussitzes bedeutet oder den Kopfstand zu meistern, ist riskant und gefährdet die Gesundheit. Schmerz ist kein "Meister", wie es in manchen Yoga-Richtungen behauptet wird, sondern ein Warnsignal, dass man jetzt beginnt, seinem Körper zu schaden.
Weitere risikoreiche Beispiele sind
- üben in überheizten Räumen - dort wird dem Körper wird mehr an Dehnungen zugemutet als ihm gut tut, das Herz- Kreislaufsystem unnatürlich belastet - sowie
- der „Pflug“ - dieser kann schnell zu einer schmerzhaften Schädigung der Halswirbelsäule führen, verbunden mit einer dauerhaften Beeinträchtigung.
Viniyoga ist die Kunst Yoga anzupassen. Diese Art von Yoga-Unterricht nimmt den Menschen in seiner Individualität wahr und berücksichtigt, was er an Voraussetzungen, aber auch Einschränkungen mitbringt. Daran werden bei viniyoga, wie ich es unterrichte, die Yogapositionen angepasst. Alle Übungen werden nach den heutigen Kenntnissen darüber variiert, was einem Körper schadet und was ihm nützt. Übungsabläufe bauen sinnvoll aufeinander auf. Um Fehlbelastungen zu vermeiden, gibt es eine entsprechende Vorbereitung und Übungen, die Spannungen ausgleichen. Kurz: Die Gesundheit steht im Vordergrund. Diese Art, Yoga zu unterrichten, beruht auf einer langen Tradition, auf Erfahrung, Überprüfung und Weiterbildung.
Die jetzt entfachte kritische Diskussion halte ich für einen wichtigen Schritt, damit Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer die Qualität der verschiedenen Angebote und die Kompetenz der Yogalehrenden bewusster beurteilen können.